AUSSTELLUNG ANDREAS SCHÖNANGERER - "Zeitbildtöne"

04. 02. 2024 bis 04. 03. 2024
18:00
Ausstellung

 

ANDREAS SCHOENANGERER - Zeitbildtöne

Bilder als Momentaufnahmen, die beweglich sind. Die Zeit - in Bildern festgehalten - wird hörbar gemacht. Der Künstler arbeitet an der Verknüpfung von Bild und Klang und an zahllosen vermeintlichen Widersprüchen.

Inhaltlichen Einführung durch die Kunsthistorikerin Mag. Marlene Elvira Steinz


AUSSTELLUNGSKONZEPT
In der Bruckmühle treffen unterschiedliche Künste aufeinander. Wo Bildende Kunst auf Musik trifft, zeige ich meine Bilder. Diese Bilder stellen die komprimierte Schnittmenge meiner gesamten Arbeit in verschiedenen Bereichen dar. Dabei fließen auch frühere Beschäftigungen ein, wie meine Tätigkeit als Restaurator für Architekturoberfläche. Bilder werden gewöhnlich außerhalb der Zeit verortet. Musik und Klang sind ohne Zeitkomponente nicht möglich.

Ich beschäftige mich mit Widersprüchen, die keine sind. Denn in der Toleranz der gleichzeitigen Gültigkeit von Verschiedenem liegt die größte Chance. In meinen Bildern arbeite ich an die Kippschwelle hin; durch Beschleunigung entsteht eine Momentaufnahme, die der Betrachtung Beweglichkeit verleiht. So bringe ich die Zeit ins Bild.
Klänge sind mir Inspiration für meine Bilder. Sie beeinflussen die Dynamik meines Antrags im Bild. Ohne Zeitkomponente sind sie nicht denkbar.

In Klängen und Musik spielt diese mit Erwartungen – sie füttert sie und bricht mit ihnen, bestätigt und überrascht. Schallwellen benötigen ein Medium um sich ausbreiten zu können, Bilder bzw. Farben oder Lichtwellen hingegen nicht. Klänge entstehen im Raum, Bilder im Kopf. Wie ich Klänge in meine Bilder bringe, so lasse ich sie hier aus den Bildern
heraus entstehen.


AUSSTELLUNGSSITUATION
In den drei Ausstellungsräumen hängen Bilder. Im Größeren wird auch Musik gemacht. Die Bilder in diesem Raum sind vertont worden. Mittels QR-Code-Scan bzw. Adress-Kurzcode können diese Klänge über Smartphones abgerufen werden und über die eingebauten Lautsprecher oder Kopfhörer gehört werden.
Einwegkopfhörer liegen auch am Eingang auf. Es darf über das Verhältnis zwischen Klang und Bild spekuliert werden – und darüber, wie sich die Welt um
uns durch unsere Endgeräte verändert. Klänge wie Bilder bedingen einander nicht und gehören doch zusammen.


ERÖFFNUNG
Bei der Eröffnung werden nach einführenden Worten die Klangdateien auch über Lautsprecher abgespielt – als stimmige Abfolge von Szenen. Die Bilder sind auf
bestimmte Weise im Raum angeordnet. Das jeweils entsprechende Bild wird für die Dauer des jeweiligen Klanges mit einem Lichtspot beleuchtet.


BILDER und TEXTIL
Meine Bilder sind durchwegs monochrom gehalten. Die Farbigkeit des Grunds bildet einen Raum – eine Szene, reduziert auf reine Farbigkeit. Die Materialität spielt dabei eine tragende Rolle. Ich mische meine Farben aus sorgfältigst ausgewählten Pigmenten - deren Zusammensetzung vollständig nachvollziehbar ist – mit Kalksteinmehl aus Deutschland, Marmormehl aus Italien und Kreide aus Frankreich. Damit versuche ich, der matten Oberfläche des Fresko nahezukommen. Als Bindemittel kommt Acrylbinder zum Einsatz. Ich spanne damit den Bogen vom ersten künstlich hergestellten Werkstoff – dem gebrannten Kalk (für die Fresko-Malerei) hin zum Universalkunststoff schlechthin.
Als Antragsmittel verwende ich Kleidung anstelle von Pinsel oder Stift. Kleidung ist unser unmittelbarstes bildnerisches Ausdrucksmittel. Wir können sie nutzen um uns anzupassen oder abzugrenzen. Wir können uns verkleiden, können uns hübsch machen oder Inhalte damit transportieren. Moderne Konfektionskleidung macht das quer durch alle Bevölkerungsschichten möglich. Zugleich wirft die schillernde Welt der Mode einen gewaltigen Schatten. Das Farbmittel für den Antrag ist Aqua Sporca - das Mischwasser aus allen
verwendeten Pigmenten - im übertragenen Sinn das Abwasser aus der Textilindustrie.


Die Textur der Kleidung gibt dem Bild Struktur, der Wurf gibt die Form:
Durch einen Akt der Beschleunigung wird der Moment festgehalten. Dadurch entstehen Möglichkeitsräume, die mir in der Ausarbeitung und den BetrachterInnen in der Folge, Ambiguitätstoleranz abverlangen.


SYNÄSTHESIE und ÜBERSETZUNG
Wie klingt ein Bild und was geschieht, wenn das Bild und sein Klang aufeinandertreffen?
Wie klingen Farben? Wie sehen Klänge aus? Einer Theorie zufolge sind alle Menschen in den ersten sechs Monaten nach ihrer Geburt SynästhetikerInnen -
wir müssen erst lernen, unsere Sinne zu separieren. Etwa vier Prozent der Bevölkerung behalten auch danach mindestens eine Form von Synästhesie.
Die Bilder werden nach verschiedenen Methoden „übersetzt”: anhand ihrer Farb- und Helligkeitswerte, Struktur und Dynamik, Deckung und gefühlter Wirkung
- als Interpretation eines Sound-Designers,
- automatisiert durch Programmierung
- mit Hilfe von Künstlicher Intelligenz
Die Angst vor KI ist auch unter Kreativen verbreitet. Hier wird Synergie versucht.